Kapitel 2

Der Angriff

Langsam geht die Sonne unter, auf den Wehrgängen herrscht absolute Stille. Lediglich das dumpfe einschlagen einer Axt ist in der Ferne zu hören. Die Soldaten scheinen sich ein Lager zu bauen, doch ich frage mich, warum sie nicht direkt angegriffen haben, denn mit jeder Stunde die verstreicht können wir unsere Verteidigung besser aufstellen. Nichts ist wohl schlimmer als auf das unvermeidbare Grauen zu warten. Daher versuche ich mich abzulenken und bei den Vorbereitungen zu helfen. Die Angst ist groß, schließlich ist uns der Gegner weit überlegen. König Albrecht scheint das ähnlich zu sehen, weswegen er die Menschen auffordert ihr Hab und Gut zusammen zu packen und zu fliehen solange noch die Gelegenheit besteht. Nur wenige werden bleiben um bis zum letzten Atemzug für ihre Stadt zu kämpfen.

 

Der Kaufmann bekommt von dem ganzen Trubel nichts mit, er fixiert sich ganz auf seinen neu erworbenen Smaragd. Erst als die Dunkelheit die Stadt umhüllte, verließ er sein Haus und schlich vorsichtig zum Tor. Dort angekommen, versucht er es zu öffnen, doch genau das scheint König Albrecht erwartet zu haben, denn ein Wachmann wartete bereits und nimmt ihn fest. 

All das konnte der Ritter vom Waldesrand aus beobachten. Er ärgerte sich über den misslungen Verrat und lief zurück zum Lager. Dort weißt er den Hauptmann an die Katapulte vorzubereiten, denn wenn es nicht heimlich geht, dann wohl nur mit Gewalt.

 

Ich habe versucht etwas Schlaf zu finden, doch waren meine Nerven zu angespannt um auch nur für eine Stunde zu Ruhe zu kommen. Als der Morgen anbrach wollte ich gerade schauen wie ich mich nützlich machen kann, da hörte ich einen lauten Einschlag. Ich drehte mich um und sah mit Schrecken einen der großen Ecktürme einstürzen. Jetzt geht es also los, sie greifen mit Katapulten an. Ich stürmte wieder zurück und hörte kurz darauf einen zweiten Einschlag, aus den Augenwinkeln sah ich das Tor einfallen, ließ mich davon aber nicht beirren und lief weiter. In meiner Wohnung angekommen griff ich zum alten Schwert, meines Vaters. Es bedeutete ihm viel, auch wenn ich nie die Geschichte erfahren habe wie er zu diesem kam. Zu früh starb er. Ich hielt es in Ehren doch heute brauche ich es um, bei der Verteidigung zu helfen. Viel Erfahrung im Schwertkampf hatte ich nicht, als Stallbursche durfte man keine Waffen tragen. Aber heute interessiert sich wohl niemand dafür. Ich versuchte meinen ganzen Mut zusammenzunehmen und stürmte raus.

Die feindlichen Soldaten schienen die Stadt zu überrennen. Ein kleiner Trupp war bereits auf dem Marktplatz als ich dort ankam und König Albrecht kämpfte fest entschlossen diese Stadt mit seinem Leben zu verteidigen.  Während ich auf ihn zu rannte um ihm in diesem Kampf beizustehen, sah ich einen feindlichen Soldaten ebenfalls auf ihn zu rennen. Der König schien ihn nicht wahrzunehmen, zu verbissen kämpfte er. Ich wollte ihn warnen doch er reagierte nicht und dann geschah es. Genau in dem Moment in dem er sich umdrehte, traf ihn das Schwert an der Kehle. Mit voller Wut und entsetzen rannte ich weiter, die Angst war verflogen ich wollte nur eins, den Tod von König Albrecht rächen. 

Nur mit Müh konnte ich mich gegen die ersten Schwertschläge die auf mich einprasselten verteidigen. Dann traf ein Schlag mit so viel Wucht auf mein Schwert, welches ich gerade noch rechtzeitig heben konnte, so dass es mir aus der Hand flog. Der Soldat fackelte nicht lange und verletzte mich mit einem weiteren Hieb am Bauch. Jetzt war es also um mich geschehen. Ich schloss die Augen und wartete auf das unvermeidliche Ende, doch es passierte nichts. Scheinbar traf ein Pfeil den Soldaten und er fiel zu Boden. Mit der Erleichterung kam auch der Schmerz. Ich versuchte noch ein paar Schritte zu laufen und in der Kirche Schutz zu suchen doch weit kam ich nicht, das letzte was ich sah waren die Steine der Kirche die auf mich zukamen, dann wurde es schwarz…